MEU - Die Vorgeschichte

 

MEU und die Migrantengenerationen

Mit freundlicher Genehmigung des Ausländerbeirates der Bundesstadt Bonn sind die Absätze 1-5 aus dem Artikel "Vom Gastarbeier zum Migranten" von Frau Sanem Kleff aus Berlin enthalten, veröffentlicht in der AB-Aktuell-Ausgabe vom 12.97

  1. Zehn Jahre nach dem Ende des II Weltkrieges sollte der aktuelle Mangel an Arbeitskräften im sich noch im Aufbau befindenden Deutschland durch die Inanspruchnahme von zeitweilig zu beschäftigenden Arbeitskräften ausgeglichen werden. Es wurden Anwerbeankommen mit den Mittelmeerstaaten Italien, Griechenland, Spanien, Portugal und dem ehemaligen Jugoslawien und dann mit der Türkei als erstem nichteuropäischen und nichtchristlichen Land abgeschlossen.
  2. Beide Seiten, Anwerbende und Angeworbene, gingen also gemeinsam von einem Rotationsmodell aus. Alle Beteiligten waren sich darin einig, daß der Aufenthalt der Angeworbenen in Deutschland zeitlich begrenzt sein würde. (...) (Aber allmählich kam auch die Zeit,) in der die zweite Generation nachgeholt wurde. Sie bevölkerte nun die deutschen Schulbänke und befand sich in einer ganz anderen subjektiven Lebenswirklichkeit als ihre Eltern. Sie erlernte recht schnell die deutsche Sprache, wuchs mit Fernsehen und einem Gebrauchtwagen vor der Tür auf und fand alles ganz normal.
  3. Als 1973 der Anwerbestopp in Kraft tat und die Anwerbebüros im Ausland aufgelöst wurden, mußten alle Beteiligten sich ein weiteres Mal mit ihrer Situation befassen. Nun war eine neue Lage enstanden. Die Angeworbenen konnten nicht mehr davon ausgehen, evtl. für ein Jahr in die Heimat zurückzugehen und sich nach Alternativen umzuschauen, um dann ggfls. auch wieder nach Deutschland zurückzukehren, so wie es viele bislang machen konnten. Sie wußten, daß sie entweder ununterbrochen in Deutschland bleiben oder diese Möglichkeit für immer aus der Hand geben müssen.
  4. Mittlerweile hatten die meisten auch die Voraussetzungen zur Verfestigung ihres Aufenthaltsstatusses erfüllt. Somit entschieden sich die meisten ehemals Angeworbenen entgegen ihrer Ausgangsüberzeugung und entgegen ihren jahrelang gehegten Träumen, erst einmal in Deutschland zu bleiben.
  5. (Die Kinder der zweiten Generation) gingen zwar in deutsche Schulen und saßen stundenlang vor den deutschen Fernsehsendungen, schwärmten von Roy Black, Little joe und Winnetou, aber sie sollten ihre "eigenen Werte" bewahren, die sie nie oder nur bruchstückhaft autentisch erlebt hatten. (...) Sie sprachen im Gegensatz zu ihren Eltern sehr gut deutsch und beherrschten auch keine andere Sprache annähernd so gut, aber wurden immer wieder in die Normen einer Welt gedrängt, die für Sie nicht real existierte. Diesen Kindern wurde der MEU angeboten...

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